Paramahamsa Vishwananda im Gespräch über den Frieden
Der erleuchtete hinduistische Meister Paramahamsa Sri Swami Vishwananda wurde am 13. Juni 1978 auf der Insel Mauritius in eine Hindu-Familie geboren. Den Menschen um ihn herum wurde schnell klar, dass er kein gewöhnlicher Junge war: Während andere Kinder Fußball spielten, besuchte er mit seiner Großmutter Tempel und Kirchen, sang Mantren und baute heilige Feuerstellen nach. Das einzige, das ihn interessierte, war Gott. Heute hat Paramahamsa Vishwananda seinen Hauptwohnsitz im Ashram und Eventzentrum “Shree Peetha Nilaya” in Springen bei Wiesbaden. Er ist Gründer und Inspiration der Bewegung “Bhakti Marga” sowie international anerkannter Wohltäter. Für seine Mission der Liebe reist er seit Jahren um die ganze Welt – und am Donnerstag, dem 14. September, kommt er im Rahmen einer Darshan-Tour nach Berlin. Mit uns hat der spirituelle Lehrer über das Thema Frieden gesprochen.
Wie fühlt es sich an, erleuchtet zu sein? Fühlt man immer Glück und inneren Frieden?
Paramahamsa Vishwananda: Das ist eine sehr witzige Frage. [Lacht etwas] An sich schon, ja, man fühlt sich die meiste Zeit glückselig. Es ist nicht so, dass man sich glücklich oder traurig fühlt, denn wenn man von Glück spricht, gibt es auch Traurigkeit. Beides gehört zusammen. Man fühlt sich in jeder Situation ruhig, sodass man die ganze Zeit über diesen inneren Frieden hat, der sich als Freude nach außen widerspiegelt. So empfinde ich.
Was genau ist Ihre Mission? Und warum bereisen Sie seit Jahren die Welt, um diese zu erfüllen?
Meine Mission ist es, die Liebe Gottes zu verbreiten und die Menschen daran zu erinnern, dass Seine Liebe das Wichtigste ist. Und ohne Liebe im eigenen Leben wird das Leben kläglich, doch mit Liebe erreicht man alles. Ich reise um die Welt und verbreite die Liebe Gottes, da es so viele Menschen gibt, die aufgrund von Visa-Bestimmungen und teurer Reisekosten nicht nach Deutschland reisen können. Es ist einfacher für eine Person in ein Land zu reisen, als wenn viele Personen hierher kommen müssen.
Die Geschichte der Menschheit ist voller Kriege und Unruhen. Warum ist es für die Menschen anscheinend so schwierig, in Frieden zusammenzuleben?
Das liegt an dem Wunsch, die Kontrolle zu haben. Jeder möchte die Kontrolle haben und den anderen beherrschen. Deswegen gibt es nie Frieden. Damit Frieden möglich ist, muss Liebe vorhanden sein. Doch wenn es zwischen den Menschen keine Liebe gibt, keinen Respekt, natürlich wüten dann Kriege und Übergriffe finden statt. Die Leute liegen völlig falsch, wenn sie denken, dass trotz Krieg und Terror Frieden geschaffen werden kann, denn um Frieden zu haben und in Frieden zusammenleben zu können, muss man Respekt füreinander haben und lieben.
Von den Kreuzzügen bis zur Hexenverfolgung und zum heutigen ISIS-Terror hat die Menschheit die schrecklichsten Verbrechen im Namen Gottes begangen. Was ist der Sinn beziehungsweise der Zweck der Religionen?
Religion wurde geschaffen, um ein Fundament für eine bestimmte Gemeinschaft zu bilden. Wenn man es genau betrachtet, hat jede Religion ihre Wurzeln in einer bestimmten Gemeinschaft. Doch die Menschen verlieren dieses Ziel der Einheit aus den Augen, weil sie auf eine sehr erschreckende Weise Einfluss nehmen und anderen Schmerzen zufügen und sie einschüchtern wollen. Genau das dachten die Leute bei all diesen Kreuzzügen. Sie dachten, dass sie die Menschen kontrollieren können, indem sie ihnen Angst machen. Durch Angst sind Menschen kontrollierbar, deswegen werden all diese Gräueltaten im Namen Gottes begangen. Doch Gott hat damit überhaupt nichts zu tun. Die Menschen missbrauchen die Religion, da Religion jedermann sehr am Herzen liegt. Nehmen wir zum Beispiel das Mittelalter, die Menschen waren damals sehr fromm. Natürlich benutzten einige aus den höheren Reihen die Religion, um sie zu kontrollieren.
Es gibt immer mehr Scheidungen und in den Familien kommt Gewalt vor. Vor allem hier im Westen glauben immer weniger Menschen an die Ehe. Warum stehen sich Männer und Frauen heute zunehmend kriegerisch gegenüber?
Auch hier ist ersichtlich, warum es mehr und mehr Gewalt gibt: Es liegt daran, dass die Verhaltensregeln der Familie oder der menschlichen Werte fehlen. Wenn man die Bedeutung der Familie vergisst, zerstört dies natürlich die Beziehungen, das Vertrauen, die familiäre Bindung. Deswegen mögen es die Leute heutzutage, allein zu leben. Wie ich immer sage, gibt es drei Arten von Menschen: die einen, die abhängig sind, dann diejenigen, die voneinander abhängig sind und die unabhängigen. Es scheint, dass heutzutage jeder unabhängig sein will. Die Leute reden von Liebe in der Familie, aber dennoch sagen sie: “Ich liebe dich, du kannst tun, was immer du willst. Du bist frei.” Was für eine Art Liebe ist das? Dies ist “unabhängige Liebe”: Die Leute lieben nicht wirklich, sie benutzen jedoch die um sich herum, um zu erhalten was auch immer sie haben wollen, und sobald sie dies nicht mehr benötigen, können sie sich einfach abwenden und ihr Leben fortführen.
Die Menschen bewegen sich mehr und mehr in diese Richtung, weil sie einander nicht vertrauen. Vor allem vertrauen sie sich selbst nicht. Wenn du dir selbst nicht traust, kannst du niemandem trauen. Die Leute wollen nicht heiraten, weil kein gegenseitiges Verstehen vorhanden ist, kein Zuhören. Keiner mag dem anderen zuhören. Jeder will die beherrschende Rolle spielen, jeder will dominieren. Es gibt keine Kooperation zwischen den Menschen. Sie wollen bloß miteinander konkurrieren. Aufgrund dieses Wettkampfs funktionieren Familien und Beziehungen nicht, denn die Menschen betrachten einander nicht als Freunde, sie sehen einander nicht als Partner, sie betrachten einander nicht wie: “Diese Person gehört zu mir, diese Person ist mir lieb, diese Person steht mir sehr nah”. Sie betrachten die andere Person als Gegner, mit dem sie kontinuierlich verhandeln müssen, obschon sie mit ihr zusammen leben. Liebe wird zu einem Geschäft, Beziehung zu einem Abkommen. Wo ist da also die Liebe? Deswegen endet alles in einer Scheidung. Deswegen stellen sich die Menschen einander entgegen – in erster Linie, weil sie mit sich selbst nicht zufrieden sind.
Was kann jeder Einzelne von uns tun, um Frieden in die Welt zu bringen?
Frieden beginnt zuerst bei einem selbst. Zuerst müssen wir uns den Frieden wirklich wünschen und jeder Einzelne von uns muss friedvoll werden. Solange man nicht im Frieden mit sich selbst ist, kann man Frieden vergessen. Es hat keinen Zweck eine Fahne mit der Aufschrift “Frieden” zu schwenken, solange man selbst nicht friedvoll ist. Doch sobald man selbst friedvoll ist, kann man viel in seinem Umfeld verändern, ohne viel zu tun.
Welche Rolle spielt unsere Nahrung und Ernährung sowie die Tötung von Tieren, wenn wir vom Frieden sprechen?
Friede ist in der ganzen Schöpfung vorhanden. Die Tötung von Tieren, das Fällen der Bäume, die Rodung der Wälder – die Menschen begreifen nicht, dass sie töten und diese wunderbare Natur zerstören. Sie betrachten es als selbstverständlich. Man muss sich dies vor Augen führen.
Heutzutage gibt es so viele Krankheiten und Erkrankungen auf dieser Welt. Dies liegt an der Nahrung, die wir zu uns nehmen. Anschließend beginnen wir uns so zu verhalten. Die Menschen töten zum Beispiel Tiere, da sie sie als Nahrungsmittel betrachten. Es wurde nie gesagt, dass Menschen Tiere essen müssen. Selbst in den Heiligen Schriften heißt es, dass du Leben nur nehmen darfst, wenn du in der Lage bist, es diesem Tier wieder zu schenken. Wenn du dies nicht kannst, ist es ein Akt der Gewalt. Also muss das Töten der Tiere aufhören. Die Menschen müssen erkennen, dass es für die körperliche und geistige Gesundheit und für einen friedvollen Verstand am besten ist, Vegetarier zu werden. Eine vegetarische Ernährung macht einen sanftmütig. Dann ist keine Aggression vorhanden. Du belastest dich nicht mit Aggressionen, du belastest dich nicht auf eine Art, die dazu führen würde, dass dein Körper auf sehr grausame Weise reagiert. Wenn man beispielsweise Fleisch isst, nimmt das Verdauen viel Zeit in Anspruch, und unser Verdauungssystem ist dafür nicht geschaffen.
Wie können die Methoden, die Sie lehren – wie Atma Kriya Yoga®, OM Chanting oder Japa Mala, Chanten des göttlichen Namens – dazu beitragen, Frieden zu erlangen?
Der Name Gottes selbst beinhaltet die Schwingungsfrequenz von Frieden. OM Chanting und Japa – dabei wird der Name gechantet – stößt die Transformation des Verstandes an. Wenn sich der Verstand transformiert, verändert sich schließlich das ganze Wesen. Wenn dein Verstand darauf ausgerichtet ist, wirst du dies verinnerlichen. Wenn dein Verstand auf die äußere Welt gerichtet ist, bewegst du dich natürlich auch auf die äußere Welt zu. Wenn dein Geist jedoch auf etwas Höheres konzentriert ist, auf den Namen Gottes, dann beginnen die göttlichen Eigenschaften, die in dir sind, zu erwachen und du beginnst diese auszustrahlen.
Atma Kriya Yoga hilft einem, diese innere Reise zu sich selbst anzutreten, nicht nur während der Meditationsübungen, sondern auch in deinen täglichen Aktivitäten. Aus diesem Grund ist dies die speziellste und wundervollste Methode, die Mahavatar Babaji dieser Welt gegeben hat. Sie hilft dir, dich bei allem, was du tust, zu erinnern, dass es ein Gebet ist. Dies ist eine Art der Transformation, welche Frieden in diese Welt bringt.
Wie wichtig ist Gebet für die Welt und ihre Entwicklung?
Gebet ist sehr mächtig. Denjenigen, die an das Wort des Gebets oder an jegliche Affirmation oder Positivität glauben, hilft es sehr. Zunächst für die eigene Transformation und schließlich für den Wandel der Welt.
Wird es jemals eine Zeit auf Erden geben, in der alle Menschen und Tiere in Frieden und Harmonie zusammenleben werden?
Hoffen wir, dass diese Zeiten kommen werden, es beginnt jedoch immer bei einem selbst. Jeder muss dazu beitragen. Wir können nicht erwarten, dass andere Menschen sich ändern, unser eigenes Verhalten dabei jedoch nicht ändern. Wir können nicht sagen: “Oh, die armen Tiere”, und trotzdem essen wir die Tiere weiterhin. Wir können nicht sagen: “Ja, wir wollen Frieden auf dieser Welt”, wenn wir jedoch selbst nicht friedvoll sind. Es beginnt bei einem selbst, Harmonie durch Meditation und das Chanten der göttlichen Namen zu erlangen, herauszufinden, was die wichtigste Sache ist, die du wirklich willst. Dies wird zum Weltfrieden beitragen.
Was erhält eine Person, die für Darshan kommt und was passiert mit ihr?
Wenn eine Person zum Darshan kommt, kann dies viel bewirken. Viele Menschen kommen aus unterschiedlichen Gründen und Gott hört diesen Leuten zu. Während des Darshans erhalten sie Frieden, sie bekommen Liebe, was am wichtigsten ist, und natürlich macht jeder unterschiedliche persönliche Transformationen durch und erfährt entsprechende Veränderungen. Für jede Person ist es anders. Man kann es demnach nicht verallgemeinern.
Gibt es noch etwas, das Sie den Menschen sagen möchten?
Ja. Da wir über Frieden gesprochen haben, erinnere dich immer daran, Liebe ist das Wichtigste. Zunächst beginne dich selbst zu lieben. Liebe und akzeptiere dich, so wie Gott dich geschaffen hat und vergleiche dich mit niemandem. Du bist einzigartig und du hast deine eigenen wunderbaren Begabungen, also gibt es keinen Grund, dich mit irgendjemandem zu vergleichen. Ermögliche deinem eigenen Potenzial, deiner eigenen Schönheit, etwas Neues für diese Welt hervorzubringen und überlege, was du beitragen kannst, sodass sich diese Welt verändern kann. Überlege, was du geben kannst, was anderen und dir helfen wird.
Das ist es was ich sagen möchte: Denke jeden Tag etwas an deine Mitmenschen.
Darshan-Tour – Köln – Hamm – Stemwede – Hamburg – Berlin – Leipzig
An 6 Orten in Deutschland wird Paramahamsa Vishwananda im September einen Darshan geben. Darshan bedeutet, das Göttliche im eigenen Innern zu sehen und ist ein Segen, den jeder Besucher persönlich vom Meister erhält. In der dörflichen Gemeinde Stemwede wird zusätzlich zum Darshan ein Satsang, eine offene Gesprächsrunde, veranstaltet, was die einmalige Möglichkeit bietet, einem erleuchteten Meister Fragen über das Leben zu stellen.
www.bhaktimarga.de
Die Termine:
- Köln: Mittwoch, 6. September, ab 15 Uhr Darshan, Stadthalle Köln-Mülheim
- Hamm: Freitag, 8. September, ab 17 Uhr Darshan, Hindu Shankarar Sri Kamadchi Ampal Tempel
- Stemwede: Sonntag, 10. September, ab 14 Uhr Satsang, ab 17 Uhr Darshan, Sport- und Festhalle Levern
- Hamburg: Dienstag, 12. September, ab 16 Uhr und ab 20.30 Uhr Darshan, Hindu-Tempel Hamburg
- Berlin: Donnerstag, 14. September ab 15 Uhr Darshan, Awa Saal, Wiebestraße 49 in 10553 Berlin
- Leipzig: Samstag, 16. September, ab 15 Uhr Darshan, Tagungshotel Commundo
Weitere Informationen und Anmeldung unter bhaktimarga.de/darshantour. Die Teilnahme am Darshan ist kostenlos, Spenden sind sehr erwünscht. Der Eintritt zum Satsang in Stemwede kostet 15 Euro.
web: http://bhaktimarga.de/darshantour